Was ist Mobbing?

mob engl. = Volksmassen, Pöbelhaufen,
to mob engl. = zusammenrotten, über jemanden herfallen.

Mobbing bezeichnet negative kommunikative Handlungen mit dem Ziel, eine Person oder Gruppe von ihrem Platz zu vertreiben. Dies geschieht systematisch und fortgesetzt. Die Qualität und Häufigkeit der Angriffe sind auf die Person/Gruppe abgestimmt, sie demontieren die soziale, psychische und physische Stabilität der Person/en. Über den Aufbau eines negativen Umfeldes werden der/die Betroffene/n isoliert und wehrlos gemacht.

Mobbing-Strategien sind:

Angriffe auf das Ansehen der Person/en durch Provokationen und Behinderungen in den Kommunikationszusammenhängen, durch Belästigungen, unvermutete Attacken, Gerüchte, Verleumdungen, Falschaussagen, Diskriminierung, Diffamierung. Diejenigen, die sich mit der betroffenen Person oder Gruppe solidarisieren, können in die Gefahr geraten, auch selbst davon betroffen zu werden, bis hin zur Androhung von Sanktionen.

Wirkungen von Mobbing:

Verunsicherung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot, Bluthochdruck, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, Antriebsschwäche, Muskel- und Nervenschmerzen, Angstzustände und Depression.

Ein ungebremster Verlauf von Mobbing führt zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen mit Langzeitfolgen, zu Traumatisierung und im schlimmsten Fall zum Suizid.

Mobbing zerstört nicht allein zwischenmenschliche Beziehungen.

Mobbing kann einen Menschen in tiefste Anfechtungen und Zweifel führen. Mobbing macht krank in Körper-Geist-Seele.

Mobbing in der evangelischen Kirche

Negative Kommunikationsformen in der Kirche erschüttern das Bild von christlicher Gemeinschaft. Sie rühren an die Grundfesten der Glaubwürdigkeit. Der Arbeitsplatz Kirche, haupt-oder ehrenamtlich, beinhaltet bestimmte Vorstellungen von einem Umgangsstil, der dem Reden vom christlichen Handeln entspricht.

Mobbing innerhalb der evangelischen Kirche wird nicht erwartet. Dort, wo es eingesetzt und bis zum bitteren Ende durchgeführt wird, stehen nicht betroffene Menschen vor einer Barriere. Diese trägt die Aufschrift: »Das kann nicht sein.« Genaues Hinsehen bedroht das eigene Wohlbefinden in der christlichen Gemeinschaft:

»Was nicht sein darf, gibt es nicht.«

Das Wegsehen der großen Mehrheit ist einer der Grundsteine für die Mauer des Schweigens.

Den Betroffenen und ihren Familien, den aufmerksamen Gemeindegliedern und Beobachtern solcher Vorgänge wird der Boden der christlichen Gemeinschaft unter den Füßen weggezogen.

Mobbing innerhalb der Kirche zerstört Gemeindeleben. Innere Kündigung und Kirchenaustritte sind die Folgen.

Defizite in der Rechtskultur der Amtskirche begünstigen die Ausbreitung von Mobbing.

Diese ergeben sich insbesondere aus
• mangelnder Anerkennung von Rechtsstaatlichkeit,
• Missachtung gültiger Rechts- sowie Verfahrensvorschriften,
• fehlender Transparenz u. a. durch Verpflichtung zur Verschwiegenheit.

Das verordnete Schweigegebot ist der schwerste Stein zur Mauer des Schweigens, die sukzessive und zielstrebig um die betroffene Person gefestigt wird.

Von allen guten Geistern verlassen

Mobbing ist ein hässliches Thema. Überall, wo es auftaucht. Mobbing in der Kirche bekommt noch ein Adjektiv dazu: unglaublich. Unglaublich im wahren Sinn des Wortes. Denn dort wo innerhalb der Institution Kirche Mobbing benutzt, gefördert und bis zum bitteren Ende durchgeführt wird, stehen die nicht betroffenen Menschen vor einem Phänomen, das sie einfach nicht glauben. Sie wollen nicht glauben, dass es »das« in der Kirche gibt. In der Wirtschaft, klar. Bei der Polizei, in Krankenhäusern, das hat man schon gehört. Na gut, in der Kirche menschelt es, warum soll es da anders zugehen? Ein Konflikt, einzelne Ausrutscher, ja, wo gibt es die nicht? Aber »Mobbing« – innerhalb der Kirche, gar an Pfarrern oder Pfarrerinnen, nein, damit möchte man nichts zu tun haben. Das ist dummes Geschwätz.

Leider nicht. Und es nutzt auch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Ein Phänomen zu ignorieren, heißt nicht, dass es das nicht gibt. Sabine Sunnus arbeitet in ihrem Beitrag „Von allen guten Geistern verlassen“ heraus, dass es bei Mobbing und speziell bei Mobbing in der Kirche nur Verlierer gibt.

„Der Hauptgrund dafür, dass Mobbing Menschen zu Grunde richtet, liegt in der Tatenlosigkeit des Umfeldes: im Wegsehen, im Geschehenlassen und dass niemand rechtzeitig eingreift. Martin Niemöller soll einmal gesagt haben:

»Zuschauen und Nichtstun, das ist die eigentliche Sünde«.“

Der Beitrag von Sabine Sunnus „Von allen guten Geistern verlassen“ ist erschienen in dem Buch: Berufung Rufmord Abberufung – Der Ungedeihlichkeitsparagraf in den evangelischen Kirchen: Der falsche Weg, Konflikte zu lösen. Herausgegeben von Karl Martin, Sabine Sunnus und Ingrid Ullmann, 1. Auflage 11/2007, ISBN 3-9809376-5-8, Seite 13-22.

Der Beitrag von Sabine Sunnus zum Download hier.

Die Bestellung des Buches „Berufung Rufmord Abberufung“ hier.

Mit Mobbingstrategien zum Erfolg

Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft über einen längeren Zeitraum hinweg vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen. Die sozialen, physischen und psychischen Folgen von Mobbing sind heute wissenschaftlich erwiesen und als Faktum anerkannt. Das öffentliche Problembewußtsein  wird aufgeschreckt durch spektakulären Fälle wie der Freitod einer jungen Polizistin in München. Doch zwischen Suizid und Krankheit, Abwehr und Resignation, Verstörung und Depression, gibt es ein sprachloses Heer von Betroffenen, die oft nachhaltig sozial, materiell und psychisch geschädigt werden. Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen geht von 10% der Erwerbstätigen aus, die schon einmal körperlichen oder seelischen Belästigungen am Arbeitsplatz ausgesetzt waren.

Mobbing in der Kirche hat noch einmal eine besondere Problematik. Oft geschieht es unter dem Deckmantel der Nächstenliebe oder einer pharisäerhaften Selbstgerechtigkeit und ist deshalb besonders schwer zu benennen und aufzudecken. Der Ruf des Betroffenen wird demontiert. Wenn dann die Kirchenleitung noch um der Ruhe und der Kirchensteuerzahler willen gemeinsame Sache mit den Mobbern macht, ist es für das naive Bewußtsein als habe Gott selbst gesprochen. Verleumdungen und Verzerrungen werden so zu unerschütterlichen Tatsachen.

Ingrid Ullmann hat das Phänomen Mobbing in der evangelischen Kirche ausführlich beschrieben in ihrem Beitrag „Mit Mobbing-Strategien zum Erfolg – Wenn’s offen nicht klappt, geht man eben hintenrum“.

Der Beitrag von Ingrid Ullmann „Mit Mobbing-Strategien zum Erfolg“ ist erschienen in dem Buch:
Berufung Rufmord Abberufung – Der Ungedeihlichkeitsparagraf in den evangelischen Kirchen: Der falsche Weg, Konflikte zu lösen.
Herausgegeben von Karl Martin, Sabine Sunnus und Ingrid Ullmann, 1. Auflage 11/2007, ISBN 3-9809376-5-8, Seite 105-109.

Der Beitrag von Ingrid Ullman zum Download hier.

Tief sitzende Angst und fehlende Theologie – Ein Interview

Interview von Timo Rieg, dem Öffentlichkeitsbeauftragten des Dekanats Alsfeld, mit Sabine Sunnus über Mobbing in der Kirche: Ursachen, Fälle, Auswege … (März 2014)

13 Jahre lang beriet Sabine Sunnus Mobbingopfer. Das Besondere: alle Fälle ereigneten sich innerhalb der evangelischen Kirche. Ausgehend von einem umfangreich dokumentierten Fall in Wiesbaden hat sich vor ungefähr 20 Jahren der Verein „D.A.V.I.D.“ gegründet. Seine Aufgaben laut Satzung sind u.a. „Beratung, Beistand in Konfliktsituationen, Gespräche mit Beteiligten, Öffentlichkeitsarbeit“ und „Angebote zur Krisenaufarbeitung und sozialen Kompetenzerweiterung“. Etwa 500 Mobbingfälle haben die Mitarbeiter des Vereins bisher begleitet.

Das Gespräch über Formen und Ursachen von Mobbing innerhalb der Kirche finden Sie zum Download hier.